Mit einem spannenden Programm hat das KulturForum sein 30-jähriges Bestehen gefeiert und dabei anlässlich ihres 100. Jubiläums, die Republik Türkei einer kritischen Analyse unterzogen. In Gesprächsrunden, Musikbeiträgen, Reden und Panels wurde dabei der Blick auch auf die Gegenwart gerichtet, in der kritische Stimmen im Land aktuell einen schweren Stand haben und Dutzende von ihnen unschuldig im Gefängnis sitzen.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir würdigte in seiner Eröffnungsrede die langjährige Arbeit des KulturForums und erinnerte an die vielen Menschen, die aus der Türkei fliehen mussten, weil sie dort wegen ihren Meinungsäußerungen verfolgt werden sowie an die zahlreichen inhaftierten Oppositionellen wie Selahattin Demirtaş, Osman Kavala oder Şebnem Korur Fincancı.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst gratulierte mit einer Video-Grußbotschaft, in der er auf das Motto des Abends „Für Menschenrechte. Für Demokratie. Für Vielfalt.“ verwies und die Bedeutung der Arbeit des Forums für die kulturelle Vielfalt in NRW würdigte.
Zu den Gästen gehörten die beiden „Ikonen der türkischen Medienlandschaft“, die Schriftstellerin Oya Baydar und der Kolumnist Hasan Cemal aus Istanbul. Der frühere Mercedes-Chef Edzard Reuter, Sohn des ersten Bürgermeisters von Berlin nach dem 2. Weltkrieg, Ernst Reuter, berichtete über seine Jugend, die er mit seiner Familie im türkischen Exil verbrachte. In einzelnen Interviews befassten sich die in Deutschland lebenden Journalisten Can Dündar und Deniz Yücel wie auch die Vizepräsidentin des Landtags NRW Berivan Aymaz kritisch mit der Situation in der Türkei und mit der Asylpolitik der Bundesregierung. Den musikalischen Rahmen des Gala-Abends, bei dem der Kölner Filmemacher Osman Okkan als langjähriger Sprecher des KulturForums verabschiedet wurde, lieferten Alexandra Gravas und Mehmet Akbaş, die Lieder auf Türkisch, Griechisch, Kurdisch/Zazaki und Armenisch präsentierten. Bereits am Nachmittag diskutierten die Schauspielerin und Autorin Renan Demirkan, der ehemalige HDP Abgeordneter Ziya Pir und die Journalist:innen Christiane Schlötzer, Günter Seufert und die Kölner Autor:innen Lale Akgün, Gerrit Wustmann und Tuba Sarıca im Kleinen Sendesaal des WDR in zwei Gesprächsrunden über „Kulturaustausch auf Augenhöhe?“ und „100 Jahre Republik Türkei – Ein kritischer Rückblick“.
Eine Aufzeichnung der gesamten Veranstaltung kann bei YouTube abgerufen werden.
Bitte bei Nutzung angeben: Klaus R. Müller, Creative Commons (Lizenz CC BY-SA 4.0)
Stimmen zur Veranstaltung „100 Jahre Republik Türkei – 30 Jahre KulturForum“
Dr. Günter Seufert, selbst Teilnehmer an einem der Panels am 29.10.2023 im WDR Funkhaus, hat seine Eindrücke zu der Veranstaltung des KulturForums in einem Artikel niedergeschrieben. Er schreibt:
„100 Jahre Republik Türkei – Eine Nachlese
Herzlichen Glückwunsch zum 100jährigen Geburtstag, Republik Türkei, aber ….
Wenn es darum geht, den 100. Geburtstag der Republik Türkei zu feiern, bringt für viele türkische Demokraten in Deutschland das „aber“ ihre Gefühle auf den Punkt. Es zog sich deshalb am 29. Oktober, dem Jahrestag der Republik, wie ein roter Faden durch die Gedenkveranstaltung des KulturForums Deutschland Türkei in Köln. (…)“
Den vollständigen Artikel können Sie hier herunterladen.
Eine weitere Teilnehmerin hat ebenfalls ihre Eindrücke in einem Brief an das KulturForum festgehalten. Sie schreibt:
„„Ohne die Türkei ist Europa noch weniger zukunftsträchtig“, sagt Edzard Reuter und macht sich daher „Sorgen über das, was in der Türkei geschieht“. Reuter, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Daimler-Benz AG, hat seine Kindheit und Jugend in Ankara verbracht, als die türkische Hauptstadt gerade mal 300.000 Einwohner hatte. Heute sind es fünf Millionen. (…)“
Den vollständigen Brief können Sie hier herunterladen.