Türkische Justizfarce um Aslı Erdoğan

30.01.2020 | News

Deutscher PEN und KulturForum stellen sich hinter die Writers-in-Exile-Stipendiatin und fordern ihren Freispruch
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Pressemitteilung, Darmstadt, 30. Januar 2020. Das deutsche PEN-Zentrum und das KulturForum protestierten gegen die Entscheidung der türkischen Staatsanwaltschaft, Aslı Erdoğan, Writers-in-Exile (WiE)-Stipendiatin des PEN-Zentrums Deutschland, unter dem absurden Vorwurf der „Terrorpropaganda“ anzuklagen. Mit der staatsanwaltlichen Forderung nach einer Haftstrafe von insgesamt neun Jahren und vier Monaten, die sich einzig gegen literarische Texte Erdoğans richten, hat die türkische Justiz wiederholt jedes Maß verloren. Die Autorin ist von sämtlichen Anklagepunkten freizusprechen.

Die Anklage stützt sich auf vier Artikel, die bereits 2016 in der Türkei veröffentlicht wurden, ohne dass sie Gegenstand einer Untersuchung oder Anklage gewesen wären. Zu ihnen zählt ein Essay, der 2017 im Knaus Verlag als Teil des Bandes „Nicht einmal das Schweigen gehört uns noch“ erschienen ist. Die Essaysammlung wurde vielfach ausgezeichnet und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Der Urteilsspruch wird für den 14.2.2020 erwartet.

„Erneut offenbart das türkische Justizsystem, dass es seine Unabhängigkeit verloren hat und der politischen Willkür eines Despoten unterworfen ist“, so Ralf Nestmeyer, Vizepräsident und Writers-in-Prison-Beauftragter des PEN.

Aslı Erdoğan ist Schriftstellerin und Menschenrechtsaktivistin. Sie war Kolumnistin der Tageszeitung Özgür Gündem. Nach dem gescheiterten Putsch vom 15. Juli 2016 verhaftete die Istanbuler Polizei sie wegen Störung der nationalen Einheit. Ende 2016 wurde Erdoğan unter Auflagen freigelassen. 2017 durfte sie ausreisen und kam nach Deutschland. Seit Oktober 2019 ist sie WiE-Stipendiatin des deutschen PEN.

Für das PEN-Zentrum Deutschland

Leander Sukov
Vizepräsident und Writers-in-Exile-Beauftragter

Untertsützt vom KulturForum TürkeiDeutschland:

Osman Okkan, Vorstandssprecher

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