Kunst kann und darf nicht wegschauen – Die Symphonie ‚Dark Waters‘ fördert und fördert Solidarität in Europa

05.12.2025 | News

Anlässlich der Aufführung seiner Symphonie ‚Dark Waters‘ mit der Philharmonie Südwestfalen im Siegener Apollo Theater (5.12.25) hat der türkische Komponist Fuat Saka gemeinsam mit der griechischen Mezzosopranistin und Solistin Ioanna Forti an einem Fachgespräch (3.12.2025) teilgenommen, in dem es um Flucht, Flüchtlingsschicksale und die (In)Aktivitäten der Politik in der EU ging. Das KulturForum TürkeiEuropa hatte hierzu ins Siegener Kulturhaus LŸZ eingeladen und konnte dazu Interessierte aus Kultur, sozialer Arbeit und kommunaler Politik begrüßen .

Arif Ünal leitete die von der Bundeszentrale für politische Bildung geförderte Veranstaltung auf Türkisch und Deutsch, Prof. Asli Telli sorgte für die Übersetzung ins Englische.

Fuat Saka machte deutlich, dass ihm die humanitäre Katastrophe im Mittelmeer im wahren Sinne des Worte nahegeht. In der Umgebung seines Wohnortes Datca seien mehrfach die Leichen Geflüchteter an Land gespült worden, die mit ihren Booten gekentert waren. Darunter auch Kinder. „Diese Situation bewegt mich als Bürger und Menschenrechtler und sie fordert mich als Künstler.“ Mit seiner Komposition von ‚Dark Waters‘ habe er ein Werk schaffen wollen, das dem Gedenken an die Opfer gewidmet sei, gleichzeitig aber auch der Hoffnung auf mehr Mitmenschlichkeit Ausdruck verleihen solle.

Ioanna Forti verwies darauf, dass es wie in der Türkei und in Deutschland auch in Griechenland eine ambivalente gesellschaftliche Stimmung gebe. Einerseits gebe es eine große Hilfsbereitschaft zivilgesellschaftlicher Akteur:innen. Andererseits aber sähen viele Menschen mit der Sorge auf Flucht und Migration, dass ihre eigenen Lebensgrundlagen durch Geflüchtete verknappt werden könnten. Letztendlich sei das Problem weniger ein zwischenmenschliches als ein ökonomisches. Wer als wohlhabender Flüchtling komme, werde kaum ein Problem haben. Wer hingegen mittellos einreise, werde oft sich selbst überlassen, in einer fremden Sprachumgebung und Kultur. „Musik als universelle Sprache kann mit ihren Mitteln Gemeinschaft entstehen und Gefühle miteinander teilen lassen. Und ich hoffe, sie kann die Solidarität der Menschen wecken und stärken.“

Stephan Böhmer, Flüchtlingsberater beim Verein für soziale Arbeit und Kultur in Südwestfalen, (VAKS e.V.) bestätigte, dass es nach wie vor auch in Deutschland noch viele engagierte Menschen in der Flüchtlingshilfe gebe, die politischen Parteien diese aber immer weniger unterstütze und zu oft der Stimmungsmache vom rechten Rand hinterherlaufe. So werde die Situation für die Geflüchteten, die den gefährlichen Fluchtweg übers Mittelmeer überlebt haben, hier in Deutschland zunehmend schwierig. Rechtliche Restriktionen, Einsparungen von Land und Bund bei der Finanzierung der Flüchtlingsberatung und vor allem die im nächsten Jahr in Kraft tretenden neuen Regeln der EU-Asylpolitik erschwerten die Lebenslage der Geflüchteten und nährten Ressentiments gegen Asylbewerber:innen.

Insgesamt entwickelte sich nach den ersten Statements der drei Podiumsgäste ein angeregter, spannender Dialog mit dem Publikum über die Notwendigkeit humanitären Engagements und die Gemeinschaft stiftende Kraft künstlerischen Schaffens.

Alle Beteiligten waren sich einig, dass es gelte, die vorhandene Hilfsbereitschaft und Solidarität in den europäischen Gesellschaften mit allen, eben auch künstlerischen Mitteln zu stärken. „Es gibt in Literatur, Musik, Film und bildender Kunst eine Menge von Werken, die sich mit Flucht im Allgemeinen und der humanitären Situation im Mittelmeer im Besonderen auseinandersetzen.“ Es wäre Ausdruck und Grundlage von internationaler Solidarität, wenn es eine Mediathek geben würde, in der diese Werke gesammelt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht würde.

Arif Ünal und Asli Telli, die beiden Vorsitzenden des KulturForums griffen diese konstruktive Idee auf. Das KulturForum werde sich in seiner künftigen Arbeit verstärkt auch um die Bekanntmachung entsprechender künstlerischer Aktivitäten kümmern.

Bild: KulturForum