Mafiöse Strukturen und der tiefe Staat

17.06.2021 | News

Dem türkischen Mafioso Sedat Peker, der sich offenbar mit seinen früheren „Auftraggebern“ überworfen und sich ins Ausland abgesetzt hat, scheint zu gelingen, was die Opposition bisher nicht geschafft hat.

Peker war bis vor wenigen Monaten einer der größten Unterstützer des Erdoğan-Regimes, der offenbar im Auftrag führender Politiker Zeitungshäuser überfiel und deren Verkauf an Erdoğan-Anhänger erzwang, und den oppositionellen Akademiker:innen drohte, „in ihrem Blut zu duschen“.

Aus noch nicht bekannten Gründen kommt es jetzt offenbar zu einem Machtkampf zwischen den Mafiabossen im Dienste des „tiefen Staates“. Mittlerweile warten fast 20 Millionen Zuschauer:innen Woche für Woche gespannt auf seine Enthüllungen.

Peker offenbart in seinen Videos die weitgehende Zusammenarbeit des „tiefen Staates“ mit der Mafia, Auftragsmorde an Oppositionellen und Journalisten, die Verwicklung des „tiefen Staates“ in Drogengeschäfte und weitere illegale Machenschaften, in deren Zentrum Innenminister Soylu stehen soll. Er berichtet von den Kokaingeschäften mit Venezuela, die der Sohn des ehemaligen Ministerpräsidenten Binali Yıldırım organisiert habe und von der Rolle des ehemaligen Innenministers Mehmet Ağar bei der Ermordung von mehreren kurdischen und türkischen Oppositionellen in den 90er Jahren.

Sedat Peker bestätigte zuletzt auch die Lieferung von Waffen und Munitionen durch den türkischen Geheimdienst MIT an Islamisten in Syrien. Der Journalist Can Dündar hatte diese Waffenlieferungen im Mai 2015 aufgedeckt und in der Zeitung Cumhuriyet veröffentlicht. Anschließend wurde Dündar, der sich zurzeit in Deutschland befindet, unter dem Vorwurf der Spionage in Abwesenheit zu einer langjährigen Haft verurteilt.

Präsident Erdoğan stellte sich erst nach Wochen hinter seinen Innenminister. Während die Diskussionen über Pekers Enthüllungen auf Hochtouren laufen, spricht Innenminister Soylu nebulös von einem „großen Komplott“ gegen seine Person, statt auf die sehr detaillierten Vorwürfe einzugehen. Siehe auch Tageschau.de und DuvarEnglish

Bild: © Cumhuriyet