Dankesrede „Hrant Dink“-Preis 2020

23.09.2020 | start

Anlässlich der Verleihung des diesjährigen Hrant Dink-Preises am 15. September hat Osman Kavala von seiner Gefängnis-Zelle aus ein bemerkenswertes Dankesschreiben an die Hrant Dink Stiftung geschickt.

Er skizziert darin in prägnanter Form die prekäre Situation der Demokratie und Menschenrechte in der Türkei, und verweist auf die möglichen Folgen für die kommenden Generationen:

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Es ist mir eine große Ehre, den Hrant Dink-Preis zu erhalten. Dafür möchte ich den Mitgliedern der Jury herzlich danken. In letzter Zeit habe ich in meiner Zelle im Gefängnis mehr denn je das Bedürfnis nach Hrants Gesellschaft. Mit dieser Auszeichnung werde ich mich ihm noch näher fühlen.

Ich bin nicht, wie Hrant und einige Verteidiger der Menschenrechte, auf deren Bekanntschaft ich stolz bin, jemand, der sein ganzes Leben dem Kampf für Rechte und Freiheiten gewidmet hat. Aber ich kann sagen, dass ich bei allem, was ich unternommen habe, bemüht war, den Grundsatz der Gleichheit zu respektieren und das Bewusstsein für Menschen- und Minderheitenrechte zu schärfen. Ich glaube in der Tat, dass wir durch Vernunft, durch Zuhören und Dialog die Vorurteile überwinden können, die zwischen verschiedenen Teilen einer Gesellschaft und zwischen Menschen bestehen, die in verschiedenen Ländern leben. Ich denke, dass einer der Beiträge, die Kunst und Literatur den Menschen vermitteln können, der Erwerb dieser Fähigkeiten sein dürfte. In der Stiftung Anadolu Kültür konnten wir gemeinsam mit meinen Freunden eine Reihe von Projekten durchführen, die, so meine ich, diesen Zielen gewidmet waren…

►Die vollständige Version der Dankesrede von Osman Kavala auf Deutsch, Englisch und Französisch

Foto © Agos