Gastbeitrag: Durchbruch für ein Mahnmal

27.04.2023 | Gastbeitrag

In Köln darf jetzt öffentlich des Genozids an den Armenier:innen gedacht werden.
Ein Gastbeitrag von Albrecht Kieser.

Fünf Jahre hat es gedauert. Nun ist es sozusagen amtlich. Mit Unterstützung der Bezirksvertretung
Innenstadt (Beschluss vom 30.3. 2023) und offizieller Genehmigung des Ordnungsamtes steht seit
dem 24. April 2023, dem Internationalen Gedenktag an den Völkermord, das Mahnmal „Dieser
Schmerz betrifft uns alle“ an der Hohenzollernbrücke in unmittelbarer Nähe zum Reiterstandbild
des Mitverantwortlichen an diesem Menschheitsverbrechen, Kaiser Wilhelm II.

Das deutsche Kaiserreich unterstützte im 1. Weltkrieg mit 800 Führungsoffizieren die osmanische
Armee. Einige dieser Offiziere waren aktiv und mit Wissen des Kaisers an den Mordaktionen
beteiligt. Deutschland stellte sich zu keinem Zeitpunkt und an keiner Stelle die Vernichtung der
Armenier entgegen. Unerträglich ist, dass dem dafür politisch verantwortlichen Kaiser Wilhelm II
trotzdem noch heute mit einem Reiterstandbild gehuldigt wird. Das Mahnmal „Dieser Schmerz
betrifft uns alle“ setzt nun sichtbar einen Gegenpart zu dieser Huldigung.

Die Bezirksvertretung Innenstadt beschloss am 30.3. außerdem, die deutschen Kolonialverbrechen
müssen aufgearbeitet und sichtbar gemacht werden. Auch das Kaiserstandbild müsse in diese
Aufarbeitung einbezogen werden.
Bis es so weit ist, wird das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ den Charakter dieses
Platzes verändern und ihn zu einem Ort der Erinnerung, der Trauer für die Opfer und ihre
Nachfahren und ein Ort des Nachdenkens sein.

Das KulturForum Türkei Deutschland hat, wie viele andere Organisationen in Köln, vom
Schauspiel über den ELDE-Haus-Verein bis zu allen Kirchen und ihren Bildungsorganisationen, das
Mahnmal und seine Aufstellung unterstützt.

Aktuelle Informationen sind hier zu finden: www.voelkermord-erinnern.de.

Foto: Albrecht Kieser