Bei der EM in Deutschland kam es neben friedlichen Fanfesten auch zu mehreren, unsäglichen rassistischen Ausfällen; nicht nur von Deutschen und Türken. Währenddessen veranstaltete das KulturForum gemeinsam mit weiteren Kooperationspartnern und dem Gürzenich Orchester einen musikalischen Abend im Zeichen der internationalen Solidarität mit weltweit bedrohten Flüchtlingen und Migrant:innen. Komponist Fuat Saka präsentierte bei der Deutschlandpremiere von „Dark Waters“ in Köln gemeinsam mit griechischen, deutschen und türkischen Künstler:innen seine „Sinfonie der Flucht“, die ein humanistisches, solidarisches Gegennarrativ zu Rechtsradikalismus und Fremdenhass bildete.
Der Abend stand im starken Kontrast zu den Diskussionen um den „Wolfsgruß“, der nach einem Fußballspiel tagelang öffentlich thematisiert wurde. Beim folgenden Viertelfinale wurde der türkische Fußballer, der ihn im Stadion zeigte, zwar von der UEFA gesperrt und ein Fanmarsch in Berlin wegen des Zeigens politischer Symbole von der Polizei aufgelöst – das Verbreiten der rechtsextremen Symbolik bleibt jedoch weiter straffrei in Deutschland.
Im Mai 2021 hat das Europäische Parlament eine Resolution verabschiedet, in der ihre Mitgliedstaaten aufgefordert wurden, die Möglichkeit auszuloten, die Grauen Wölfe auf die Terroristenliste zu setzen. Außerdem wurde gefordert, die Vereinigungen und Organisationen der Ülkücü-Bewegung in EU-Ländern zu verbieten, weil sie vor allem für Menschen kurdischer, armenischer oder griechischer Herkunft eine Bedrohung darstellen.
In Deutschland haben die Anhänger des rechtsextremen Gedankenguts kaum Konsequenzen zu fürchten. Doch die allmähliche Normalisierung des „Wolfsgrußes“ führt zu seiner Entpolitisierung und zur weiteren Verbreitung des nationalistischen Gedankenguts unter türkischen Jugendlichen. Die rechtsextremen Gruppierungen in der türkeistämmigen Community haben ohnehin schon seit den 60er Jahren mit Duldung und Unterstützung deutscher Behörden ihre Strukturen aufgebaut. Bei der Gründungsversammlung des DiTiB im Jahre 1984 saß symbolisch der damalige Vorsitzende der „Ülkücü-Föderation“ mit in der Versammlungsleitung.
Fuat Saka und Vangelis Zografos in der Kölner Philharmonie am 5. Juli 2024 – Foto: © Mehmet Tanlı / Yurttashaber.com.tr